Archive for Januar, 2012

Kardiologen wehren sich gegen AOK-Vorwurf der Geldverschwendung

Dienstag, Januar 31st, 2012

 

Kardiologen wehren sich gegen AOK-Vorwurf der Geldverschwendung

Stellungnahme von Dr. Heribert Brück, Pressesprecher des Bundesverbandes Niedergelassener Kardiologen (BNK), mit Verweis auf die OECDStudie „Health at a Glance 2011“.

Seit geraumer Zeit tauchen in den Medien regelmäßig Behauptungen von Kassenvertretern auf, mit denen unseres Erachtens vorrangig die Ärzteschaft in Misskredit gebracht werden soll.

Jüngstes Beispiel ist folgende Aussage des Vorstandsmitgliedes des AOK-Bundesverbandes, Uwe Deh: „In Deutschland versickern Milliarden bei Ärzten oder in Krankenhäusern, ohne dass dies einen spürbaren Nutzen für die Patienten bringt.“

Mit diesen Worten wird Herr Deh in einem am vergangenen Freitag in der Augsburger Allgemeinen veröffentlichten Artikel zitiert. Wir stellen fest, dass hier wieder einmal ohne belegbare Zahlen diffamierende Behauptungen aufgestellt wurden und diese anschließend ohne weitere Nachfrage sowie unkommentiert ihren Weg in die Öffentlichkeit fanden.

Um das Niveau der Diskussion zu heben, sozusagen vom Bauch zum Kopf, möchte der BNK deshalb auf die Ergebnisse der aktuellen OECD-Studie „Health at A Glance 2011“ hinweisen.

Der im November 2011 veröffentlichte Bericht liefert unter anderem Vergleichsdaten zur Leistungsfähigkeit der Gesundheitssysteme in den OECD-Ländern.Unbestritten ist, dass die Kosten für das Gesundheitswesen in der gesamtenOECD steigen.

Erfreulich gut steht im internationalen Vergleich jedoch Deutschland da: Während die gesamten Gesundheitsausgaben im Zeitraum 2000 bis 2009 hierzulande jährlich um 2,0 % stiegen, ergab sich im OECDDurchschnitt ein Anstieg von 4,0 % pro Jahr.

Damit belegt Deutschland Platz 28 von 34.   Die ambulante Versorgung betreffend wurde für Deutschland sogar nur ein Kostenanstieg von 1,9 % ermittelt, für den OECD-Durchschnitt von 3,4 %. Hier liegen wir auf Platz 18 von 23 bewerteten Ländern. Anzumerken ist außerdem, dass der Anteil der ambulanten Versorgung an den Kosten in Deutschland unterdurchschnittlich ist: er beträgt bei uns 29 %, im Durchschnitt 33%.

Platz 1 belegt Deutschland bei den Wartezeiten auf Facharzttermine – diese sind in keinem Land kürzer.

Und auch hinsichtlich des Zugangs zur ärztlichen Versorgung in Abhängigkeit vom Einkommen schneidet unser System mit Platz 3 von 15 sehr gut ab.

Ganz anders gestaltet sich jedoch der Blick auf die Verwaltungskosten, wo Deutschland auf Platz 3 von 23 mit an der Spitze steht: Der Anteil dieser Kosten an den Gesamtausgaben beträgt bei uns rund 5,5 % gegenüber 3,0 % im OECD-Durchschnitt.

Es zeigt sich also, dass das deutsche Gesundheitssystem im internationalen Vergleich weitaus besser dasteht und auch kostengünstiger ist, als dies von Politikern und Kassenvertretern gerne dargestellt wird.

Zu verdanken ist dies der unbeirrten Arbeit der Ärzteschaft. Lediglich bei den Verwaltungskosten ist reichlich Einsparpotenzial vorhanden. Was wir uns fragen: Kennen die Verantwortlichen diese Zahlen nicht? Oder versuchen sie ganz bewusst die Öffentlichkeit zu täuschen? Beides wäre zu verurteilen und man dürfte zurecht anzweifeln, ob derart verantwortungsvolle und hoch dotierte Positionen, in denen Glaubwürdigkeit das Maß aller Dinge sein sollte, noch mit den richtigen Personen besetzt sind.

Dr. med. Heribert Brück – Erkelenz, 30. Januar 2012

Weitere Informationen:
Krankenkassen: AOK kritisiert Geldverschwendung
„OECD Health at a Glance 2011“

Kurzinformation BNK BNK – Bundesverband Niedergelassener Kardiologen e.V. Der BNK mit Sitz in München ist der größte Kardiologenverband auf vertragsärztlicher Ebene in Deutschland. Er hat derzeit rund 1.200 Mitglieder und repräsentiert damit über 90 Prozent der kardiologischen Praxen. Die Ziele und Interessen der Mitglieder werden vom Vorstand und den Beauftragten für besondere Aufgabenbereiche übernommen. Weitere Informationen: www.bnk.de und www.bnk-service.de

Das Altern beeinflussen – wer gesund lebt und Risikofaktoren rechtzeitig erkennt, lebt besser und länger

Montag, Januar 16th, 2012
Länger leben - das Altern beeinflussen.

„Ach, alles trägt man leicht, ist man nur jung, // Nur jung noch und gesund!“ – Annette von Droste-Hülshoff

Für die meisten Menschen wird es irgendwann nach dem 40. Geburtstag zu einem Gedanken und nach dem 50. Geburtstag zu einer Gewissheit: der Alterungsprozess betrifft auch mich persönlich.

Alle Lebewesen unterliegen einem biologischen Alterungsprozess. Alt zu werden und dabei jung zu bleiben ist der Wunsch der meisten Menschen. Der Erhalt der Jugend und  Lebensverlängerung sind uralte Menschheitsträume, die sich in einer Vielzahl mythischer oder religiöser Überlieferungen wiederfinden.

Nun werden wir bereits immer älter: In Mitteleuropa ist die Lebenserwartung seit 1840 etwa um 40 Jahre gewachsen.

Fortschritte der letzten 100 Jahre  in unserem Kulturkreis in Hygiene, Ernährung und Medizin und vor allem Faktoren wie Friedenszeit, gestiegenes Einkommen, höherer Lebensstandard und bessere Ernährungslage lassen uns älter werden, die Lebenserwartung für Männer beträgt inzwischen 77 Jahre und für Frauen 80 Jahre.

Sie können Ihre Lebenserwartung übrigens berechnen:

https://www.medical-tribune.ch/dr-longlife.html

Alterswissenschaftler gehen davon aus, das 120 Jahre in unseren Genen verankert sind – beim Menschen wird der Anteil der genetischen Disposition an der Lebenserwartung auf 20 bis 30 % geschätzt.

Dabei „jung zu bleiben“ ist nicht einfach.

Wohlgemerkt, eine Verlängerung der Lebensspanne erscheint vielen Menschen nur dann als sinnvoll, wenn auch die Lebensqualität für den gewonnenen Zeitraum entsprechend hoch ist. In diesem Zusammenhang ist meist von „gesundem“ oder „erfolgreichem“ Altern die Rede.

Dabei ist Altern  keine Krankheit, sondern ein physiologischer Vorgang.

Allerdings: Viele Erkrankungen treten vor allem im höheren Lebensalter auf.

Die intellektuelle und körperliche Leistungsfähigkeit nimmt bei vielen Menschen mit zunehmendem Alter ab. Pauschal gibt es einen Rückgang der körperlichen Leistungsfähigkeit um ca. 1-1.5% pro Jahr ab dem 35. Lebensjahr. Kraft und körperliche Leistungsfähigkeit  spielen eine zentrale Rolle in der Entstehung altersassoziierten Erkrankungen. Durch das Altern bedingte zelluläre und daraus folgende organische Veränderungen erhöhen die Wahrscheinlichkeit, an einer Krankheit   zu sterben. Typische Alterskrankheiten sind viele Herz-Kreislauferkrankungen, Erkrankungen der Gehirngefäße, Bronchitis, Diabetes mellitus Typ II, Osteoporose, Arthrose und auch Krebs.

Alterskrankheiten sind eine der Hauptursachen, warum die maximale Lebensspanne nur äußerst selten erreicht werden kann.

Durch eine Reihe von Verhaltensregeln, wie beispielsweise gesunde ausgewogene Ernährung, Verzicht auf Tabakkonsum und regelmäßige Bewegung, kann das  Altern beim Menschen minimiert werden.

Fünf Schlüsselfaktoren gelten als besonders bedeutsam:

  1. Rauchen
  2. Adipositas
  3. Bluthochdruck
  4. Diabetes
  5. mangelnde regelmäßige Bewegung.

So liegt die Wahrscheinlichkeit einer 70-jährigen Person, 90 Jahre alt zu werden, zwischen 5 % und 54 %, je nachdem wie günstig oder ungünstig vorstehende Faktoren gegeben sind.

Für EPIC (European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition) wurden 20.244 Männer und Frauen zwischen 45 und 79 Jahren aus der britischen Stadt Norfolk, von denen keine Krebs– oder Herz-Kreislauf-Leiden bekannt waren, befragt und alle Todesfälle bis 2006 registriert.

Auf einem einfachen Fragebogen konnten die Probanden zwischen null und vier Punkte erzielen: Je einen für Nichtrauchen, Sport, moderaten Alkoholkonsum und fünf Portionen Obst und Gemüse pro Tag. Keinen Punkt in der Kategorie Bewegung bekam etwa, wer einen Bürojob hat und in seiner Freizeit keinen Sport treibt. Der Alkoholkonsum durfte nicht über zwei Gläsern Wein (oder einem halben Liter Bier) pro Tag liegen. Der Obst- und Gemüseanteil an der Ernährung wurde über den Vitamin-C-Spiegel im Blut bestimmt.

In durchschnittlich elf Jahren Nachbeobachtung hatten Probanden mit null Punkten eine viermal so hohe Sterbewahrscheinlichkeit wie Studienteilnehmer mit vier Punkten. Wer nicht raucht, etwas Sport treibt, nur mäßig Alkohol trinkt und täglich 5 Portionen Obst und Gemüse isst, lebte im Durchschnitt 14 Jahre länger als diejenigen, die all dies nicht taten.

Wer konsequent und selbstverantwortlich die wichtigsten beeinflussbaren Risikofaktoren und deren Auswirkungen verringert, kann einen Großteil altersbedingter Beschwerden, insbesondere aus dem Bereich der Herz-Kreislauf-Erkrankungen, vermeiden oder zumindest die Folgeschäden stark mindern.

Bewegung führt eben nicht nur zu einer besseren Belastbarkeit, regelmäßige Bewegung verhindert Herz-Kreislauf-Erkrankungen schützt vor Herzinfarkt und Schlaganfall. Regelmäßige Bewegung bremst den Alterungsprozess.

Die Ernährung bringt dann Gesundheit, wenn Vollkornprodukte, frisches Gemüse, Salate, Früchte, fettarme Milchprodukte bevorzugt werden. Wenig Fleisch, eher Fisch, als Fette hauptsächlich Raps- oder Olivenöl gehören zu einer gesunden Kost. Ein moderater Alkoholkonsum(unter 20 g/Tag, entspricht1/8 l Wein oder 0,3 l Bier)kann sich günstig auf das Herz-Kreislauf-System auswirken. Bei höherem Alkoholkonsum hingegen steigt das Risiko für eine Herzerkrankung und Krebs schnell an.

Darüber hinaus kommt es darauf an, Risikofaktoren rechtzeitig zu entdecken, die unbemerkt erheblichen Schaden im Körper anrichten und das Leben verkürzen. Ab 35 sollte als minimale Untersuchungen folgendes  machen:

Kontrolle des Blutdrucks. Zielblutdruck in Ruhe gemessen  unter 140/90 mmHg. Hoher Blutdruck führt unbehandelt im Lauf der Jahre zu Herzinfarkt, Schlaganfall und Nierenversagen.

 Kontrolle des Cholesterins. Cholesterin bzw. vor allem LDL-Cholesterin. Hohes LDL-Cholesterin schädigt die Gefäße und ist deswegen ein Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall. In einem weiteren Blogbeitrag haben wir wichtige Hintergründe zum Verständnis der Cholesterin-Wirkungen und anzustrebender Zielwerte für Sie zusammengetragen.

Kontrolle des Blutzuckers. Diabetes (Norm für den Nüchternblutzucker unter 116 mg/dl und nach den Mahlzeiten unter 160 mg/dl). Jeder, der zuckerkrank ist, ist hoch gefährdet, weil Diabetes alle Organe schädigt.

Ab dem 35. Lebensjahr werden diese Untersuchungen von den Krankenkassen jedes zweite Jahr bezahlt.

Noch genauer  ist die zusätzliche direkte Untersuchung des Herzens, der Organe und der Gefäße mit Ultraschall sowie die Untersuchung einer Reihe weiterer im Blut nachweisbarer Risikofaktoren, insbesondere Lipoprotein a, Homocystein und das sogenannte hochsensitive CRP.

Diese feinen Methoden ermöglichen, nicht auf den Ausbruch einer Erkrankung zu warten, sondern weit im Vorfeld eine riskante Konstellation zu erkennen.

FAZIT: Die Chance, lang zu leben und gesund zu bleiben, hängt zum Großteil vom Lebensstil und dem rechtzeitigen Erkennen von Risikofaktoren ab.

 

Foto: franco lucato / Shutterstock

Wie werden Herzrhythmusstörungen diagnostiziert?

Donnerstag, Januar 12th, 2012
Herzrhythmusstörungen

Art und Ursache der Herzrhythmusstörung sind vielfältig

Der Begriff „Herzrhythmusstörung“ (HRSt) beschreibt eine große Anzahl von Veränderungen des Herzschlages. Es gibt harmlose Herzrhythmusstörungen, es gibt gefährliche Rhythmusstörungen (Vorboten von Herzstillstand oder plötzlichem Herztod!). Sowohl harmlose als auch gefährliche HRSt  werden manchmal gar nicht gefühlt, umgekehrt können sowohl harmlose als auch gefährliche Herzrhythmusstörungen mit ganz erheblichen Beschwerden einhergehen.

Grundsätzlich ist der Herzspezialist immer alarmiert, wenn ein Patient im Zusammenhang mit einem unregelmäßigen Herzschlag (damit ist  sowohl „zu langsam und mit Aussetzern“ als auch mit  „zu schnell“ gemeint)  Schwindel, Schwarzwerden vor den Augen oder gar Bewusstlosigkeit erlebt.

Liegt so eine Situation vor,  sollte sofort eine ärztliche Vorstellung erfolgen!

Im Umkehrschluss kann das Fehlen dieser Beschwerden leider  nicht auf die Harmlosigkeit Rückschlüsse erlauben, eine Abklärung ist auch hier geboten, hat aber etwas mehr Zeit.

Eine weitere Überlegung spielt noch eine große Rolle: viele Erkrankungen im Körper können auch bei völlig gesunden Herz zu Herzrhythmusstörungen führen, es muss also immer Alles im Auge behalten werden, der Ausschluss einer Herzerkrankung alleine ist zwar ein wichtiger Schritt, beendet aber oft nicht die Herzrhythmusstörungen.

Tatsächlich ist die einfachste und wichtigste Untersuchung die Anfertigung eines Elektrokardiogramms während der Herzrhythmusstörungen. Schwierig wird es bei Rhythmusstörungen,  die nur einmal pro Woche/Monat / Jahr  kurz auftreten. Trotzdem bietet diese Untersuchung soviel Information – und ist gleichzeitig komplett schonend – dass man sie immer im Zusammenhang mit Herzrhythmusstörungen durchführen wird.

Meist wird dann auch rasch ein Belastungs-EKG empfohlen. Zum einen gibt es eine Reihe von Menschen bei denen Herzrhythmusstörungen nur unter der Belastung auftreten, zum anderen hilft diese Untersuchung eine der häufigsten Ursachen gefährliche Herzrhythmusstörungen aufzudecken : koronare Herzerkrankung, also Durchblutungsstörung am Herzmuskel .

Aus ähnlichen Überlegungen wird meist eine Ultraschalluntersuchung des Herzens erfolgen, sehr viele Herzerkrankungen verrraten sich alleine schon hier oder eben durch die Kombination der Ultraschalluntersuchung und der körperlichen Belastung .

Eine weitere sehr wichtige Rolle nimmt die Aufzeichnung eines EKGsüber 24 oder 78 h ein, ebenso stehen Aufzeichnungsgeräte zur Verfügung,  die eine ganze Woche mitgegeben werden können, schließlich auch Aufzeichnungsgeräte in der Größe einer Scheckkarte , die der Patient für Wochen oder gar Monate erhalten kann .

Mithilfe dieser Untersuchungen, und wie oben beschrieben, mit offenem Blick für Veränderungen außerhalb des Herzens (  zum Beispiel der Schilddrüse oder einer Entzündung im Körper oder der Nebenwirkung von Medikamenten oder den Mangel von Mineralien usw. usw.)  gelingt es in den allermeisten Fällen, die Art und die Ursache der Herzrhythmusstörungen zu bestimmen.

Erst dann kann die Behandlung erfolgen!